Mi. 07.06.2023 | 19:00-22:00 Uhr
mit: Masha Andreeva, Bogdan Ablozhnyy, Mathilde Agius, Priska von Martin
kuratiert von: Olga Hohmann, Antonia Lia Orsi
Ausstellung
Medium P
Oranienstraße 173, 10999 Berlin - Kreuzberg
„Trouble“ ist eine vielfache Geisterbeschwörung in abgedunkelten Räumen: Wie Erinnerungsfetzen tauchen Bilder auf und verschwinden wieder, verschränken sich ineinander, gehen eine Beziehung zueinander ein, nehmen den Faden zu einem verbindenden Narrativ auf und verlieren ihn wieder. In diesen Erzählungen bleibt manchmal unklar, wer das beschwörende Subjekt ist und wer die geisterhafte Gestalt – wie ein Störgeräusch tauchen die Erinnerungen schemenhaft auf. Nähert man sich ihnen, verschwinden sie wieder, wie eine Fata Morgana. Wie in Marshall McLuhans Idee des „erweiterten Menschen“ sind die (Selbst)Wahrnehmungen immer auch durch das Medium bestimmt, mit dem wir (und selbst) wahrnehmen – der (eigene) Geist ist manchmal (nur) ein technischer Glitch, manchmal aber erscheint einem selbst das eigene Spiegelbild schemenhaft verformt und fremd, (Selbst)Darstellung ist immer auch eine Verfremdungstechnik. Die Arbeiten der 1912 in Freiburg geborenen Künstlerin Priska von Martin wirken aus der Gegenwart betrachtet visionär, ihre Bedeutung verändert sich, ebenso wie die Position der Künstlerin selbst sich mit der fortschreitenden Zeit verändert und, endlich, an Anerkennung gewinnt. In Bogdan Ablozhnyys raumgreifender bildhauerischer Praxis ist die Verbindung verschiedener Materialien formgebend, manchmal arbeitet er dabei auf fast archäologisch anmutende Weise mit vorgefundenen Objekten. Mariia Andreeva projiziert mit zwei Projektoren Bilder, die, wie die Erscheinungen von Engeln blitzlichtartig auftauchen und nach einer Weile wieder verschwinden. Mathilde Agius zeigt eine poetische, detailgenaue schwarz-weiß Aufnahme aus einem Pole Dance Studio, die sie an die gegenüberliegende Hauswand projiziert: Der öffentliche Raum wird in den Akt der verspielten Beschwörung aufgenommen. Die Aufnahme wirkt, aufgrund ihrer (fehlenden) Farbigkeit ebenso nostalgisch wie sie radikal zeitgenössisch ist – eine Qualität, die man ebenfalls dem, hier mit-bespielten, urbanen Raum unterstellen kann: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen, wie Walter Benjamin es in seiner „Berliner Kindheit“ beschreibt in der Großstadt immer gleichermaßen übereinander. Die Geister kommen aus allen Zeiten, verweilen einen Moment und verflüchtigen sich dann wieder – um, in einem anderen Moment wieder zurückzukehren, meistens dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.
Medium P ist ein 2019 in Reaktion auf den Frankfurter Portikus gegründeter Off Space, der ursprünglich eine verkleinerte Replik des Ausstellungsgebäudes war, seinen Sitz aber seit 2021 in einer Kreuzberger Maisonette Wohnung hat. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, experimentelle Ideen zur Betrachtung von Kunst mit intergenerationalen Positionen zu verbinden und eine Ästhetik und Begegnungsweise zu finden, die ohne die institutionellen und finanzielle Abhängigkeit funktioniert. Der Art Space spielt humorvoll mit der Frage nach (Selbst-)Institutionalisierung und (Halb-)Öffentlichkeit. Sein Slogan ist: Medium P. An Honest Institution. Jede der Ausstellungen wird im Kollektiv (Orsi - Hohmann - Wagner - Geene) und mit den jeweiligen Künstlern besprochen und gemeinschaftlich ausgewertet.
Sitzgelegenheiten: Stühle, Couchen
Altersgruppen: Für alle Altersgruppen geeignet
Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch
Falls Gäste die Sprache unserer Veranstaltung nicht sprechen, finden wir jemanden, der sie spricht oder geben uns Mühe uns verständlich zu machen
Rollstuhlfahrer:innen | Kinderwagen: Nicht zugänglich. Raum befindet sich im Dachgeschoss. Es gibt keinen Aufzug.
Hörgeschädigte | Gehörlose Menschen: Die Ausstellung kann angesehen werden. Zusätzlich bemühen wir uns laut und deutlich zu sprechen.
Neurodiversität: Wir bemühen uns, sensibel zu sein.
Blinde Menschen: Wir können gut erzählen und so einen Überblick über die Ausstellung geben. Sprecht uns gerne an.